Welch ein Kontrast

Der Ort Letter ist eigentlich weithin bekannt für seine Industrie. Hier im Westen von Hannover wird die Landschaft einzig von den Großanlagen für die Produktion bestimmt. Ungeachtet des Dieselskandals werden Nutzfahrzeuge in großen Stückzahlen gebaut, während die Fertigungsteile über den Güterbahnhof in Seelze herangeschafft werden. Die Rohstoffe werden mit tiefliegenden Binnenschiffen über den Mittellandkanal bis vor die Werkstore geliefert. Und weithin sichtbar thront das Kraftwerk Stöcken, das all das mit seiner Energielieferung am Leben erhält.

Ausgerechnet an diesem Ort, der bestimmt wird von wirtschaftlichen Prozessen, von Arbeitskampf, ökologischen Zwängen und Absatzmärkten, ausgerechnet hier traf sich am Samstag, 20.05.2017, die Niedersächsische Turnerjugend , um ihre Landesmeisterschaften auszutragen. Und sie brachten mit ihren bunt bemalten Gesichtern und farbenfrohen Anzügen den sonst eher tristen Platz zum Leuchten und Strahlen.

An diesem Tage wichen die Blaumänner plötzlich den grellen Kostümen, die rußgeschwärzten Gesichter wurden verdrängt von farbenfroh geschminkten Kindern und der Helm des Stahlarbeiters wurde gegen die knallige Schleife im Haar eingetauscht.

Auch der SV Gehrden machte sich mit zwei Mannschaften auf den Weg.
Die „Kleinen“ Turnerinnen des SV Gehrden waren nun alt genug, um im Schülergruppenwettstreit starten zu dürfen, entsprechend groß war die Aufregung und Vorfreude.
Aber auch den „Großen“ war die Nervosität anzumerken. Sie sind mittlerweile den Schülergruppen entwachsen und müssen eine Altersklasse höher bei dem Turnergruppen-Nachwuchs starten. Entsprechend höher sind die Anforderungen und es muss auch eine Disziplin mehr gezeigt werden.

Für die „Kleinen“ gingen Marla Baumgarten, Nika Selcuk, Lina Spötter, Florentine Weper, Neeltje Wellhausen, Sharon D´Apice, Lenja Burr und Amelie Fehse an den Start. Laetizia Pedde fiel mit einer Verletzung leider aus.

Die Mädchen machten ihre Sache bei ihrem ersten Wettkampf sehr gut, waren sie doch in ihrem Teilnehmerfeld mit Abstand die Jüngsten. Die anfängliche Nervosität legten sie schnell ab und erturnten sich sehr gute 8,9 von 10 möglichen Punkten. Im Tanzen lief es ebenso gut und mit einer Wertung von 8,8 Punkten waren alle zufrieden. Die Wertung von 8,5 in der Pendelstaffel sorgte schließlich für eine Gesamtpunktzahl von 27,2 Punkten und einen guten 5. Platz. Am Ende fehlten nur 0,5 Zähler auf einen Treppchenplatz – SUPER.

Bei den älteren Jahrgängen waren Laura Köhler, Merle Kälble, Maria Stegemann, Matthea Kruckenberg, Maja Sander, Pia Schelinski, Joelle Reiß, Madita Thomas und Christin Riese angetreten. Sie starteten ihren Wettkampf mit den leichtathletischen Disziplinen. So erreichten sie in der Pendelstaffel  mit 7,4 Punkten eine solide Leistung. Der Medizinballweitwurf gelang an diesem Tage leider nicht so gut und sie mussten sich mit einer Wertung von 7,15 zufrieden geben.

Der Fokus der Mannschaft liegt jedoch auf dem Turnen und Tanzen. Hier wurden ihre Mühen mit erfreulichen 8,85 Punkten beim Turnen und 8,9 Punkten beim Tanzen belohnt. Am Ende des langen Wettkampftages freuten sie sich über einen sehr guten 4. Platz . Wie zuvor bei den Kleinen ging es auch hier ähnlich eng zu. Letztlich fehlte ein Wimpernschlag von 0,05 Punkten um auf das Treppchen zu gelangen.

Beide Mannschaften können mit den gezeigten Leistungen in den neuen Wettkampfklassen sehr zufrieden sein.

Der nächste Wettkampf lässt auch nicht lange auf sich warten. Bereits am Pfingstwochenende werden die älteren Mädchen im Rahmen des Internationalen Turnfestes in Berlin an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen. Im September dürfen dann auch die Jüngeren wieder mitmischen, wenn in Kirchweyhe die Norddeutschen Meisterschaften stattfinden. Bis dahin heißt es weiterhin: üben, üben, üben…

Und während auf dem Sportgelände die Siegerehrung beendet war, die Musik ab- und die Lichter ausgeschaltet wurden, hörte man von fern wieder dumpfe Hammerschläge, brummende Förderanlagen und zischende Ventile. Der normale Alltag war wieder eingezogen und das Grau dominierte allmählich wieder.

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